Felsengestaltung
Felsen gehören auf einer Alpenbahn dazu - und auf meiner Anlage gibt es natürlich reichlich davon!
Es stehen auch hier viele verschiedene Methoden zur Verfügung, mit denen man sehr realistische und schöne Felspartien gestalten kann. Ich habe mich auf meiner Anlage für Felsen aus Gips entschieden. Die Technik der Gestaltung ist dabei auf der ganzen Anlage dieselbe, obwohl auch in der Felsgestaltung natürlich eine gewisse Entwicklung über die Segmente hinweg zu beobachten ist.
Ich möchte in diesem Beitrag dem interessierten Leser Anregungen vermitteln und Wege aufzeigen, wie man relativ einfach zu schönen Ergebnissen kommen kann.
Felspartien können in der Natur äusserst unterschiedlich sein, je nach Gestein oder Schichtung. Eine Granitwand sieht völlig anders aus als ein Sandsteinfelsen, was die Struktur, aber auch die Farbgebung betrifft.
Man muss hier also zuerst einmal eine Entscheidung bezüglich des darzustellenden Gesteins treffen.
Da ich eine Schweizer Alpenanlage baue, entschied ich mich für den "Granit-look".
Wichtig scheint mir auch, dass sich der Fels auf der Anlage generell eher einheitlich präsentiert - das heisst, nicht Sandstein da und Granit dort, oder sehr unterschiedliche Oberflächenstrukturen.
Der erste Schritt des Felsenbaus ist das Auftragen des Gips auf die vorbereitete Landschaftshaut. Diese besteht bei mir meistens aus Fliegengitter/Gipsbinden, siehe mehr dazu hier. Eher selten verwende ich dafür Styropor oder Styrodur.
Bezüglich Gips verwende ich Modellgips aus dem Baumarkt und mische diesen beim Anrühren gegebenenfalls mit Moltofill, um die Verarbeitungsdauer zu verlängern. Dies ist vor allem dort zu empfehlen, wo in einem Zug grössere Flächen Fels gestaltet werden sollen.
Der Gips verändert nun beim Anziehen und Trocknen mehrfach seine Konsistenz von recht flüssig über lehmig, fast "gummig", spröder werdend, zu eher brüchig, hart. Je nach Gips-/Moltofill-Gemisch über eine kürzere oder längere Zeitdauer.
Das Durchlaufen dieser Stadien erlaubt zuerst das grobe Formen der Felspartie, dann immer detaillierteres Herausarbeiten der Felsstruktur. Erst wenn der Gips schon recht trocken und leicht brüchig wird, können die "harten" Kanten des Felsens herausgearbeitet werden. Eine Felspartie zu gestalten braucht also etwas Zeit, da immer wieder zwischen den Stadien des Anziehens des Gips gewartet werden muss.
Das Bild unten zeigt eine schon recht weit herausgearbeitete Felswand.
Ganz entscheidend für die spätere Wirkung der Felsen ist, dass man sich schon von Anfang an über den Verlauf der Schichtungen grundsätzlich Gedanken macht und diesen Verlauf über eine ganze Felspartie, ja eigentlich über die ganze Anlage in etwa beibehält. Ich zeichne diesen Verlauf manchmal auch auf die Fliegengitter/Gipsbinden-Oberfläche auf, um schon beim Auftragen der Gipsschicht diese grobe Schichtung vornehmen zu können.
Ist man mit dem Fels zufrieden, lässt man die Gipsschicht trocknen. Man kann aber auch später den Fels immer wieder mit Stechbeitel oder anderem Werkzeug weiter bearbeiten um noch ein Detail schöner zu gestalten oder eine zusätzliche Abbruchkante herauszuschlagen.
Die fertig getrocknete Felswand oberhalb Wasserau. Man beachte die generelle Richtung der Felsschichtung von rechts oben nach links unten:
Die Felswand kann nun grundiert werden. Dafür verwende ich eine Granitgrundierung aus dem Heki-Sortiment. Zwei Beispiele:
Nach dem Trocknen der Grundierung wird der Fels lasiert. Auch da habe ich mich für ein Produkt von Heki entschieden. Die Lasurfarbe wird aufgetragen und mit einem feuchten Schwamm wieder abgewischt, so dass die Granitgrundierung wieder erscheinen kann, die Lasurfarbe aber in den Ritzen und Unregelmässigkeiten der Felsstruktur bleibt und so die Struktur heraushebt.
Nach dem Trocknen der Lasur wird nur noch "trocken" weiter gearbeitet. Ich verwende dafür verschiedene Acrylfarben, die mit einem fast trockenen Pinsel aufgetragen werden. Der Fels bekommt so ein natürliches, leicht varierendes Aussehen.
Als letzter, aber fast wichtigster Schritt der Farbgebung wird der Fels ganz am Schluss mit fast trockener weisser Acrylfarbe graniert. Und genau in diesem Moment entsteht der "Fels-look", für den man den ganzen Aufwand betrieben hat!
Auf dem folgenden Bild sieht man drei verschiedene Stadien der Farbgebung. Rechts unten ist der Fels praktisch fertig gestaltet, links untern lasiert, und links oben lasiert und bereits mit Acrylfarben abgetönt. Es fehlt dort noch der letzte Schritt, das Granieren mit weisser Farbe.
Für die Farbgebung verwendete Produkte (anklicken für vergrösserte Darstellung):
Die Gestaltung der Felspartie ist damit aber noch nicht abgeschlossen, da sich die Felsen so zu "nackt" präsentieren würden und noch nicht wirklich realistisch aussehen.
Ich behandle die Felsoberfläche weiter mit Sand, Split, verschiedenen Kiesarten und Steinen, um ein natürliches Finish zu erhalten.
Zusätzlich werden die Felsen mit verschiedensten Turfarten grund-"begrünt", von braun über ocker bis grün. Ich empfehle, das nicht nur auf den Felsvorsprüngen zu machen, wie man es auf vielen Modellbahnanlagen sieht, sondern grosszügiger.
Meine Technik ist, die Felspartie an den exponierten Stellen, wo sicher begrünt werden soll, mit einer Wasser-Weissleim Mischung zu versehen. Dann streue ich von oben die verschiedenen Erdtöne sowie etwas grüne Flocken über die Felswand. Auf sehr steilen Abhängen bleiben wenig Flocken liegen, auf flacheren mehr. Dort, wo die Flocken liegen bleiben, sollen sie auch bleiben. Dafür wird die ganze Wand reichlich mit entspanntem Wasser eingespayt, so dass sie richtig feucht, fast nass ist. Der vorher aufgetragene Weissleim mischt sich mit dem Wasser und verleimt dann in guter Verdünnung praktisch alle liegengebliebenen Flocken. Auch dort, wo man ursprünglich gar keinen Leim aufgetragen hat.
Nach dem Trocknen kann weiter wie üblich mit Grasfasern und dem Elektrostaten begrast werden. In höher gelegenen Gebieten halt spärlicher.
Die Bilder unten zeigen einige Beispiele von Felsen auf meiner Anlage. Bei einigen ist die Begünung noch nicht abgeschlossen (anklicken für eine vergrösserte Ansicht der Bilder):
Ganz zum Schluss möchte ich noch eine alternative Methode des Felsenbaus mit Gips erwähnen:
Das herausarbeiten der Felsstrukturen mit Stechbeitel und anderen Werkzeugen ist nicht jedermanns Sache und hinterlässt viel Gipsabfall, der mit dem Staubsauger wieder von der Anlage entfernt werden muss. Kurz: man produziert erstmals eine ziemliche Sauerei. Viele Modellbahner schrecken aus diesem Grund davor zurück.
Woodland Scenic bietet Formen an, mit denen man einfach und sauber Felsen giessen kann. Diese Felspartien können dann auf die Landschaftshaut gespachtelt werden, was sehr schöne Ergebnisse liefert. Der Nachteil für grössere Anlagen ist, dass sich die Felsformationen schliesslich immer wiederholen. Ich verwende diese Technik deshalb nur an den Stellen, wo ich mit dem Werkzeug schlecht hinkomme.
Es ist aber auch mit dieser Methode sehr wichtig, die Schichtungen einer Felswand zu berücksichtigen und die verschiedenen Stücke nicht kreuz und quer anzubringen.
Woodland-Formen und damit hergestellte Felsstücke:
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